Bin ich pervers, wenn ich einen Fetisch habe?

Bin ich pervers, wenn ich einen Fetisch habe?

Der häufigste Google-Suchbegriff in Bezug auf Sex ist das Wort “Fetisch”. Zwar nach wie vor ein sexuelles “Tabuthema”, aber die Menschen wollen scheinbar mehr und mehr wissen, was dahintersteckt. Dabei sind Fetische viel weiter verbreitet, als du vielleicht denkst.  

Was ist ein Fetisch? 

Ein Fetisch ist das sexuelle Verlangen nach einem Objekt, einem Körperteil oder einem Material, das man mehr oder weniger braucht, um sexuell erregt zu werden. Gewöhnlich bezieht sich diese Fixierung auf etwas Nicht-Sexuelles, wie beispielsweise Füsse, Latex, Leder, Spanking, Schuhe, usw. Fetische liegen in der Sexualität einer Person. Manche Fetische sind so ausgeprägt, dass sich das ganze Sexleben ständig um sie dreht. Andere haben zwar einen Fetisch, brauchen das Objekt aber nicht zwingend, um in Fahrt zu kommen.

Zu den häufigsten Fetischen gehört unter anderem Voyeurismus (das Verlangen, anderen beim Sex zuzusehen), Exhibitionismus (die Lust, beim Sex beobachtet zu werden), Füsse, Latex, Gummi, Spanking, Bondage und Dessous. Falls dein Fetisch hier jetzt nicht dabei ist, bedeutet das nicht, dass er irgendwie unnatürlich oder ungewöhnlich ist. 
 
Mehr zum Thema “Was sind die häufigsten Fetische” findest du hier 

Sind Fetische normal? Oder bin ich pervers, wenn ich einen habe? 

Vorab: Nein, es gibt keinen Grund zur Sorge oder zur Scham, wenn du einen Fetisch hast. Wir alle sind sehr schnell darin zu be- und verurteilen, was wir selbst nicht als “Norm” empfinden. Da ist es nicht erstaunlich, dass viele Leute zurückhaltend sind im Ausleben ihrer sexuellen Vorlieben. 
Ein Fetisch ist dabei nicht anderes als das Verlangen nach Dingen, die normalerweise nicht im klassischen sexuellen Kontext stehen. Decken sich diese Dinge jedoch nicht mit der gesellschaftlichen Norm, wird das als “komisch” empfunden. 
 
In anderen Worten gesagt, ein Fetisch ist völlig normal und in Ordnung, solange er im gegenseitigen Einverständnis aller beteiligten erwachsenen Personen ausgelebt wird.  

Was ist der Unterschied zwischen Fetisch und BDSM? 

Fetische werden oftmals in das Sammelbecken “BDSM” geworfen. Der korrekte Begriff sowohl für Fetische wie auch BDSM ist dabei “Kink”, der alles bezeichnet was vom klassischen Sex oder auch “Vanilla-Sex” abweicht.  
Ich selbst unterscheide lieber zwischen klassischer und alternativer Sexualpraktik, da auch “Kink” inzwischen gesellschaftlich teilweise negativ behaftet ist. 
Unter klassischer Sexualität versteht man ganz gewöhnlichen, schnörkellosen Sex ohne den Einsatz von Toys. Viele Menschen lieben sich auf diese Weise und das ist völlig ok. Menschen stehen nun mal auf verschiedene Dinge. Viel verbreiteter ist aber eine Mischung aus klassischer und alternativer Sexualität, wo der Vanilla-Sex sporadisch durch etwas “Kink”, wie eben beispielsweise der Einsatz eines speziellen Triggers oder Fetisch, ergänzt wird. 
 
Während BDSM mehr eine Art Lebensstil ist, handelt es sich bei einem Fetisch um etwas, das mehr oder weniger präsent sein muss, um zu wirken. 
Anders gesagt, Fetische sind Teil der alternativen Sexualität aber haben nicht zwangsläufig einen BDSM-Bezug. 
Darüber hinaus geht es bei Fetischen in der Regel um ein nicht-sexuelles Objekt, während bei BDSM eher Machtausübung und Rollenspiele im Vordergrund stehen.  

Was kann ich tun, wenn mein Partner meinen Fetisch nicht mit mir ausleben möchte? 

Wenn es um Fetische geht, taucht oft Ängste auf. Vor allem diejenige, dass der Partner nicht mitmachen möchte oder die Vorliebe (und uns) sogar ablehnt. Was kannst du also tun? 

Mein Tipp: Gehe Schritt für Schritt an die Sache ran 

  • Erstmal musst du überhaupt darüber sprechen. Dabei ist es etwas ganz anderes, ob du sagst: “Nichts macht mich so geil wie Leder” oder “Schatz, in Leder siehst du ultraheiss aus”. Mach kein Geheimnis draus, dass du darauf stehst, gib deinem Partner aber auch zu verstehen, dass du ihn/sie auch ohne wahrnimmst.  
  • Öffne für deinen Partner/deine Partnerin die Tür, sich in seinem/ihrem Tempo an das Thema ranzutasten und darin auszuprobieren. Im Idealfall findet er/sie grossen Gefallen daran, sobald er/sie merkt, was bsp. das Tragen einer Lederhose bei dir auslöst.
  • Nicht jedem wird gefallen, was dir gefällt. Akzeptiere das. Eine Beziehung kann durchaus funktionieren, auch wenn ein Partner/eine Partnerin kein Interesse hat an deinem Fetisch. Wichtig ist es, über die Ängste, Bedenken und Bedürfnisse beider Seiten zu sprechen und eine passende Lösung für beide zu finden.  
  • Sei kompromissbereit. Vielleicht ist er/sie offen, deinen Fetisch teilweise in euer Sexleben einzubinden, halt einfach nicht immer. Wenn dem so ist, habt ihr eine wunderbare Ausgangslage für eine Zwischenlösung, die für beide stimmt. 
     
  • Mein Geheimtipp: Jeder Mensch hat einen Trigger, eine Vorliebe oder Fantasie, die – wenn sie ausgelebt wird – die Lust explodieren lässt. Manchmal liegt er einfach nicht so offensichtlich auf der Hand und ist leicht zu benennen wie bsp. einen Leder-Fetisch. Warum gehst du nicht auf die Suche nach dem Trigger deines Partners/deiner Partnerin? Vielleicht stellst du plötzlich fest, dass sich eure beiden Vorlieben ja eigentlich wunderbar miteinander verbinden lassen. 

Amorana Podcast

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