Caroline Fux über Sextoys

Caroline Fux über Sextoys

Caroline Fux: Alles über Sextoys

Können Sextoys süchtig machen?

Gibt es gute und schlechte Toys? Können Vibratoren süchtig machen? Und welche Toys darf auf keinem Nachttischchen fehlen? Sexologin Caroline Fux hat unsere Fragen beantwortet und ein Set von Toys zusammengestellt, die zum sexuellen Aufblühen anregen.

Caroline Fux, was macht ein Toy besonders prickelnd?

Das klingt jetzt vielleicht banal, aber: Wenn es Spass macht. Und damit ein Toy Spass macht, muss es zu den Bedürfnissen und Vorstellungen eines Menschen passen. Ein Butt-Plug mag für die eine das Grösste sein, aber wenn jemand keine anale Stimulation mag, dann geht genau dieses Toy im wahrsten Sinne des Wortes nach hinten los.

Gibt es denn überhaupt so etwas wie gute oder schlechte Sextoys?

Was auf jeden Fall stimmen muss, ist die Qualität. Toys, die gleich kaputt gehen oder einfach nicht halten, was sie versprechen, sind Abtörner. Die Haptik, also das Gefühl beim Anfassen, spielen für viele Menschen eine grosse Rolle. Wichtig ist auch das Aussehen. Wobei die Geschmäcker teils extrem verschieden sind.

Kannst du ein Beispiel geben?

Dildos passen da sehr gut. Da gibt es unendlich viele Materialien und Formen. Die einen mögen stilisierte oder exotisch geformte Dildos, anderen stehen mehr auf einen Realismus, vielleicht einen sehr überzeichneten. Die eine Person sagt vielleicht: «Pfui! Hautfarbig mit Adern» und jemand anderes findet genau das das Nonplusultra der Geilheit.

Auf was hast du bei der Auswahl von sexologisch empfehlenswerten Toys geachtet?

Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich einmal mal mehr beeindruckt war, was es nicht alles gibt. Ich kenne mich bei Toys einigermassen gut aus, aber es gibt ständig Neuerungen oder es treten Nischenprodukte ins Rampenlicht, die man früher doch recht lange hätte suchen müssen, um an sie ran zu kommen. Das zeigt für mich einmal mehr, wie vielseitig Sexualität ist.

Was waren schlussendlich deine Kriterien?

Ich wollte Toys zusammenstellen, die vielseitig sind und zum Spüren anregen. Sie sollten nicht per se auf ein bestimmtes Geschlecht oder eine bestimmte Sexpraktik beschränkt sein. Vor allem aber sollen sie zum Entdecken, Ausprobieren und Erleben anregen. Die gewählten Toys mögen auf den ersten Blick unspektakulär aussehen, aber genau das ist oft die grösste Stärke eines Spielzeugs. Übrigens nicht nur, wenn es um Sex geht.

Wie meinst du das?

Verlassen wir für einen Moment den erotischen Kontext und denken an klassisches Spielzeug. Ein Bauklotz, ein Ball, ein Seil oder ein am Wegrand aufgelesener Stecken können die grossartigsten Spiele und Abenteuer ermöglichen, weil sie einerseits die Fantasie anregen, aber auch dazu anregen, ganz präsent zu sein im Moment. Die Spannung entsteht also in mir drin und im Austausch mit dem Objekt, statt auf Knopfdruck.

Also sollte man lieber pädagogisch wertvolle Sextoys brauchen?

Also «sollen» tut man rein gar nichts. Schlussendlich geht es um den Spass und darum, was man mit einem Toys macht. Genau wie ich beim klassischem Spielzeug rein gar nichts gegen Plastiksachen oder Games habe, würde ich auch bei Sextoys nicht einfach irgendeine Kategorie als schlecht bewerten. Beim einen oder anderen sollte man sich einfach bewusst sein, was es bedeutet, wenn man es sehr intensiv nutzt.

Zum Beispiel?

Hier geht es um Toys, die eine besonders intensive oder aussergewöhnliche Stimulation bieten. Beispielsweise Elektro-Stimulationstoys oder Unterdruckvibratoren. Die können Spass machen, aber sie bieten halt eine Art Stimulation, die kein Mensch von sich aus hinbringt. Das kann dazu führen, dass normale Berührungen im direkten Vergleich vielleicht nicht mehr so spannend wirken.

Also wird man süchtig nach dem Toy?

Ich mag das Wort «süchtig» in diesem Zusammenhang nicht. Das klingt so negativ und dramatisch. Ich rede lieber von einer Gewöhnung. Ausserdem ist es eine Tatsache, dass gerade Frauen mit Orgasmusproblemen vielleicht mit einem Womanizer überhaupt zum ersten Mal einen Orgasmus erleben. Das sollte man nicht abwerten. Schlussendlich ist es eine Frage des Masses und vor allem, ob es einer Person gut geht mit der Situation.

Auflagevibrator 

Ein Auflagevibrator gehört für mich in jede Toy-Schublade, weil er sich extrem vielseitig einsetzen lässt. Er ist nicht auf ein bestimmtes Geschlecht reduziert und man kann ihn an sich selbst oder an einem Gegenüber anwenden. Beim Kauf sollte man auf eine leichte Bedienung achten und dass der Vibrator verschiedene Stufen hat. Eine «voluminöse» Vibration wird oft als besonders angenehm erlebt. In tiefen Stufen kann so zudem einen pulsartigen Effekt auslösen und so verschiedene Stimulationsarten entdecken.

Spieltipp: Beim Verwenden nicht nur an die Genitalien denken. Vibrationen können vom Scheitel bis zur Sohle spannend sein. Ein sexuelles Erlebnis wird nicht nur vielseitiger, wenn man den ganzen Körper miteinbezieht, man nimmt sich auch automatisch mehr Zeit. Das wiederum hilft, dass sich die Erregung weiter steigern und im ganzen Körper ausbreiten kann.

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Dildo

Ein Dildo ist ein weiterer Klassiker unter den Sextoys. Auf den ersten Blick mag er weniger spannend wirken, als phallusförmige Vibratoren, aber Dildos sind toll, wenn man das Thema Penetration sinnlich entdecken und vielleicht auch einfach üben möchte. Ich habe viele Frauen in der Beratung, die vaginal nicht besonders erregbar sind und das gern ändern möchten. Sich im Körperinnern mit den Fingern anzufassen ist da wichtig, aber zum Entspannen und Erkunden ist ein Dildo oft einfach praktischer. Ganz wichtig: Grösser ist bei Dildos nicht besser. Mit kleineren Dildos kann man gezielt die verschiedenen Zonen in der Vagina ansteuern oder auch Analsex erkunden. Verwendet man ein Toy für Analsex, sollte es auf jeden Fall einen Rückhaltefuss haben.

Spieltipp: Den Dildo nicht nur als Penetrationshilfe verstehen. Man kann ihn anfassen, auflegen, über den Körper streichen. So lassen sich die Themen Erektion und Phallus erkunden, ohne dass man sich auf eine Penetration einlassen muss. Das baut eine erotische Spannung auf, man kann gleichzeitig aber Druck wegnehmen, wenn man dazu neigt, es mit der Penetration eilig zu haben oder sie generell gerade nicht möchte. Bei Dildos lohnt es sich übrigens, mit verschiedenen Materialien zu experimentieren. So kann man die Wahrnehmung schulen.

Augenbinde

Augenbinden sind tolle Empfindsamkeitsbooster. Sie können in Rekordzeit ganz viel Intimität schaffen, man schafft mit ihnen aber auch eine kleine Mutprobe. Das führt zu einem tollen Mix aus Aufregung und Hingabe. Viele Menschen machen die Erfahrung, dass sie sich mit verbundenen Augen auf eine ganz neue Art fallenlassen können. Ich empfehle jeweils Modelle, die man auch als Fesseln brauchen kann. So hat man mehr Möglichkeiten beim Spielen. Dieser Typus Augenbinde rutscht zudem meist weniger als solche im Stil von Schlafmasken und es ist prickelnder, sie sich gegenseitig anzuziehen.

Spieltipp: Beim Spiel mit Augenbinden ist es wichtig, dass man sich vorher abspricht, was passieren darf. Es kann zwar reizvoll sein, mit dem Überraschungseffekt zu spielen, aber zu viel Anspannung und Aufregung blockieren Genuss, statt ihn zu fördern. Menschen reagieren zudem sehr unterschiedlich auf das Thema Hingabe. Da sollte man klären, was generell oder einfach am betreffenden Tag gerade passt und möglich ist.

Massageöl

Gleitgele und Massageöle sind meiner Ansicht nach die am meisten unterschätzten Sextoys überhaupt. Natürlich steppt nicht von allein der Bär, wenn man so was aufs Nachttischchen stellt, aber Paare und Einzelpersonen können ihre Sexualität extrem bereichern, wenn sie regelmässig damit spielen. Gleitgele und Öle regen zu Langsamkeit, Kreativität und Präsenz an. Das ist gerade bei Paaren wichtig, die sexuell vielleicht noch nicht so gut zusammengefunden oder sich sexuell aus den Augen verloren haben. Öle können aber auch Einzelpersonen anregen, sich ausführlich zu berühren und zu erkunden. Ich empfehle lieber Öl statt Gleitgel, weil es besonders schön mit der Haut zusammenspielt. Bei Ölen muss man sich einfach bewusst sein, dass sie Kondome brüchig machen können. Für den Intimbereich sind einfache Ölmischungen ohne Parfum und Zusatzstoffe toll, für den Körper regen Mischungen mit ätherischen Ölen die Sinne an.

Spieltipp: Sich Zeit nehmen mit dem Öl. Natürlich kann ein Quickie Spass machen, aber Pressieren ist einer der grössten und häufigsten Fehler beim Sex. Viele Menschen nehmen sich kaum Zeit, die Erregung aufzubauen und den Körper zu erkunden. Im besten Fall führt das zu einem eher mässigen Orgasmus, im schlechteren zu Schmerzen, weil man sich überfordert hat. Auch ein schöner Tipp: Richtig viel Öl nehmen. Das kann als Übung besonders für Männer spannend sein, die bei der Selbstbefriedigung mit viel Druck arbeiten und feine Berührungen deshalb vielleicht nicht so spannend finden. Mit einem Öl und Geduld kann man die Empfindungsfähigkeit wieder steigern.

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